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DESIGN | Ein Plädoyer für das Produktdesign – und gegen die Produktpiraten

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Vor ein paar Tagen habe ich in einer Facebook-Gruppe die Frage gelesen, wie man die Kubus Bowl von by Lassen günstiger bekommen kann? Eine Teilnehmerin antwortete daraufhin mit einem Link zu einem Shop. Hier würde man die Bowl für viel weniger Geld bekommen. Ich klickte den Link an, und was ich dort sah, gefiel mir überhaupt nicht. Dort hätte man eine eindeutige Kopie kaufen können.

Ich weiß, dass die Familie Lassen in Dänemark sehr engagiert ist, um Produktpiraten zu untersagen, ihre Produkte zu kopieren und zu vertreiben. Das finde ich gut und ich bewundere sie dafür. Denn es kostet viel Zeit, Kraft und Geld.

Ich teilte also den Link mit ihnen und dachte später, dass es doch nur ein Teil ist, die Produktpiraten zu stoppen. Der andere Teil ist es, und das ist der viel wichtigere Teil, dass wir Verbraucher KEINE KOPIEN kaufen. Denn wenn es keinen Markt gibt, würden die Produktpiraten sich andere Geschäftsideen suchen. Ich kann Euch, meine Leserinnen, anregen, darüber nachzudenken, ob Ihr Euch für Originale oder Kopien entscheiden wollt?

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Ich möchte solche Piraterei nicht unterstützten. Doch das tue ich ja allein schon dadurch, indem ich z.B. Bilder davon im Internet zeige. Hier und auf vielen anderen Seiten zeigen wir, was uns gefällt und machen es den Produktpiraten einfach(er). Ich kann meine Stimme aber auch dafür nutzen, darauf aufmerksam zu machen, wir wie uns als Verbraucher entscheiden können.

Seit ich für die Formland Messe arbeite, komme ich immer mehr in Kontakt mit den Designern und den Geschichten hinter den Produkten. Es gibt eine Bewegung, die sich dafür einsetzt, in Dänemark zu produzieren, und mir gefällt das. Auch der Kerzenständer von by Lassen wird z.B. weiterhin in Dänemark produziert. Das kleine Land ist so groß, wenn es um Design geht. Und es hat so viele tolle Designer und so viele schöne (und davon auch viele zeitlose) Produkte hervorgebracht, das ist bewundernswert. Gerade jetzt erlebt das Dänische Design mal wieder einen weltweiten Hype – für Produktpiraten ist das natürlich eine verlockende Geschäftsidee.

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Das mag ich nicht. Ich finde es nicht in Ordnung, zu kopieren. Auch mein Blog wurde bereits kopiert, und das hat mich sehr geärgert. Ich habe sehr viel Zeit damit verbracht, mir zu überlegen, wie mein Blog sein soll, und sehr viel Zeit damit verbracht, meine Ideen umzusetzen. Ich war überhaupt nicht begeistert zu sehen, wie das „einfach“ abgekupfert wurde. Klar, es ist ein Kompliment, so sah ich es auch – später. Und schnell merkte ich, dass die Kopie nicht so gut war wie mein Original. Trotzdem kann ich mir daher gut vorstellen, wie man sich fühlt, wenn eine Idee „so einfach“ kopiert wird. Ich möchte mich ganz eindeutig dagegen positionieren.

Ich finde es nicht gut, überhaupt in Betracht zu ziehen, eine Kopie zu kaufen. Ja, auch ich bin nicht davor gefeit wirklich jede Kopie zu erkennen. Diese Kopie war jedoch eindeutig als Kopie zu erkennen. Wir haben jedoch die Entscheidung zu treffen, ob wir Originale oder Kopien kaufen. Und ob wir die Produktdesigner unterstützen wollen – oder die Produktpiraten?

Man kann argumentieren, dass der Preis für Design recht hoch ist. Vielleicht ist es so. Ich finde, der Preis ist. Ich kenne die Kalkulation nicht, und so kostet es, was es kostet. Es kann sein, dass der Preis für jemanden so hoch ist, dass er ihn sich nicht (sofort) leisten kann. Das verstehe ich. Denn ich habe viele Jahre gewartet, bis ich einen Kubus Kerzenständer bekommen habe. Umso mehr erfreue ich mich jetzt an ihm.

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Ich möchte aber nicht akzeptieren, dass man sich dann für eine günstigere Kopie entscheidet. Wenn ich mir das Original nicht leisten kann, dann kann ich sparen oder darauf verzichten. Zum Glücklichsein braucht man das alles nicht. Das Glücklichsein funktioniert eh anders. Es kann einen aber vielleicht noch glücklicher machen, wenn man sich ein Stück dänische Designgeschichte nach einer Zeit des Sparens leisten kann. Oder es sich vielleicht zum Geburtstag schenken lässt. Denn dann hat es auch gleich einen viel höheren immateriellen Wert. Und man selbst stellt die Designikone vielleicht auch nicht so schnell wieder zur Seite, um dem nächsten Trend nachzujagen?

In Dänemark werden die Designerstücke oftmals weiter vererbt und erfahren eine große Wertschätzung. Da steht ein Hans Wegner Stuhl von den Eltern neben dem Affen von Kay Bojesen, den man vielleicht zum Ende des Studiums bekommen hat. Und man spart auf den Kubus Kerzenständer von By Lassen, auf das Nationalbesteck der Dänen von Kay Bojesen oder das Geschirr von Royal Copenhagen. Diese Wertschätzung finde ich klasse. Das haben sie verdient, die dänischen Designer. Mogens und Flemming Lassen haben zudem noch meinen Lieblingsdesigner Arne Jacobsen dazu gebracht, dass er Architektur studiert hat. Was für ein Riesenglück! In den Designerstücken stecken so viel Geschichte, Leidenschaft, Arbeit und Seele dahinter. Das können die Produktpiraten niemals kopieren. Und dieses Feeling bekommt man auch nicht, wenn man sich für die Kopie entscheidet. Dann ist es ein Stück blankes Metall. Wahrscheinlich sogar aus minderwertiger Qualität.

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Ich würde mich freuen, wenn ich Euch zum Nachdenken anregen konnte und wenn sich meine Leserinnen bewusst entscheiden, ob sie die Arbeit von irgendwelchen Produktpiraten unterstützen möchten, oder auf das Original der Produktdesigner und die Arbeit und die Geschichte dahinter setzten möchten.

Ich wünsche Euch viel Freude mit dem Originalen!

Alles Liebe

 

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  • Wiebke
    27. Januar 2017 at 11:16

    Liebe Amalie,

    vielen Dank für diesen Beitrag! Ich denke da genau so wie Du. Viele vergessen, dass man nicht nur Geld spart. Es sind billige Reproduktionen aus geklauten Entwürfe, also das (geistige) Eigentum des Designers, die sich den Entwicklungsprozess und die hohen Produktionsstandards sparen, was am Ende auch Arbeitsplätze vernichtet. Jeder, der selbst einmal kopiert wurde, kann das gut nachvollziehen. Das ist mir leider auch schon mehrmals passiert. Ich hoffe sehr, dass Dein Beitrag zum Nachdenken (und entsprechend handeln) enregt.

    Schöne Grüße, Wiebke

    • Amalie loves Denmark
      27. Januar 2017 at 13:45

      Liebe Wiebke,

      danke für Deine deutlichen Worte. Ja, wir sind uns einig, und es tut mir für jeden leid, der kopiert worden ist. Durch das Internet ist es noch leichter geworden. Umso wichtiger finde ich es, dass jeder von uns seine Entscheidungen überdenkt.

      Auf die Originale!

      Amalie

  • Sybille G.
    27. Januar 2017 at 12:09

    Meine liebe Amalie,

    was soll ich sagen? Ich stelle immer wieder fest, Du bist einfach eine Schwester im Geiste!!!

    Exakt DIESE Dikussion habe ich diese Woche mit einem Kollegen geführt. Einer unsere Kollegen hat gekündigt und es wurde nach einem passenden Abschiedsgeschenk gesucht. Da Alex wie ich ein absoluter Dänemarkliebling ist, hatte ich sofort die Idee mit dem Kubus Leuchter. Es wird gesammelt und je nachdem kommt mal mehr, mal weniger Geld zusammen. Er war überaus beliebt und mir war gleich klar, dass das Geld für den Leuchter locker zusammen kommt. Allein das Verständniss hierfür war bei dem einen oder anderen nicht da. Alex hat sich wahnsinnig gefreut… weil er schon länger damit spielt sich den Leuchter zu kaufen. Wir haben bei seiner Verabschiedung dann gleich eine Diskussion über dänisches Design entfacht ;o)

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, es ist nicht schön mit den Kopien. Beispiel: ich arbeite in der Medizintechnik und war vor Jahren auf der Medica in Düsseldorf. Auf unserem Stand hingen u. A. eine OP-Leuchte… die eine Halle weiter ein zu eins als Kopie noch einmal zu finden war! Das Entsetzen war groß und man versuchte auch mit den Leuten zu reden – Fehlanzeige.

    Gerade letzte Woche hatte ich auf dem gleichen Forum die Diskussion über die Vitra Eames Stühle verfolgt. Und ich wollte gar nicht wissen, wo es es die Kopien gibt und für wieviel Geld. Es gibt Menschen, die ihr Herzblut da rein gesteckt haben, viele Stunden am Schreibtisch verbrachten um EXAKT die richtigen Details zu finden. Das sollte einfach geschätzt werden!

    Aber ich denke, auch das ist leider etwas seh deutsches. Ich habe – wie Du – absolutes Verständnis, dass man nicht einfach mal schnell 130,- € für einen Kerzenleuchter ausgibt oder 60 für eine Blumenvase. ABER man kann darauf sparen, es sich schenken lassen oder einfach einen besonderen Zeitpunkt abwarten, wenn man es unbedingt will UND einem das Wert ist. Ich komme aus einem Haushalt, in dem Geld eigentlich nie vorhanden war. Ich weiß sehr wohl, was es heißt wenn man in den einfachsten Dingen zurück stekcen muss. Es hat mir allerdings nicht geschadet – im Gegenteil. Vielleicht bin ich jetzt auch so dankbar dafür, dass mein Leben nun ist, wie es ist. Aber meine Mutter hat immer Wert auf Qualität. Auch wenn es schwer für sie war, bei uns gab es immer gute Lebensmittel. Auf vieles wurde dann einfach gespart, „Irgendwann können wir uns das kaufen – versprochen“ Das waren ihre Worte – immer schon. Und so kommt es, dass meine Mami über Jahre Geld sparte, um sich immer mal wieder einen Jahresteller von Björn Wiinblad zu kaufen (einen gab es dann zu Weihnachten). Ich war noch ein kleines Mädchen, da zeigte mir meine Mutter ganz stolz ihren Winterteller und strahlte micht an, „Schau mal, Björn Wiinblad war heute in Karlsruhe und hat auf meinem Teller unterschrieben!“ Jedes mal wenn ich bei ihr den Teller entdecke (sie hängen inzwischen seit langem nicht mehr an der Wand), freue ich mich rießig. Ist er für mich nicht eine Erinnerung an eine Zeit die oft hart war, aber trotzallem so wunderbare Erinnerungen hat!
    In diesem Sinne, halten wir die Fahne hoch für wunderbares Design!
    Ich drücke Dich meine Liebe und sende sonnige Original-Grüße vom Schwarzwald <3
    Sybille

    • Amalie loves Denmark
      27. Januar 2017 at 14:05

      Liebe Sybille,

      oh, das Abschiedsgeschenk hätte mir auch gefallen. Aber wir Menschen sind halt alle unterschiedlich. Und das ist auch gut so. Nicht jeder kann und muss das würdigen. Doch sollte es keine Alternative sein, zu Kopien zu greifen.

      Ja, so wie Du und Deine Mutter z.B. die Jahresteller würdigen – das versetzt einen in eine dankbare Stimmung und erinnert an die schönen Zeiten. Billige Kopien wären vielleicht längst im Müll gelandet.

      Wir sind uns einig – und ich freue mich über die Originalgrüße aus dem Süden!

      Amalie

  • Nina
    27. Januar 2017 at 13:37

    Ach… bist du auch in dieser „tollen“ Scandi FB Gruppe 😉
    Ich wurde heute schon ermahnt, weil ich einen etwas kritischeren Kommentar abgegeben habe…
    Alle fragen nach günstig, billig und denken, sie sind „Scandis“ wenn sie sich nur mit möglichst viel nachgemachtem Ramsch die Bude voll stellen…
    Gestern waren sie bestimmt noch alle Shabby… und jetzt das…
    Ich finde auch, das man das Design und was dahinter steckt, wirklich würdigen soll!
    Die ganzen Designer verdrehen bestimmt auch die Augen, wenn sie diese ganzen nachgemachten Stühle in den Esszimmern sehen…
    Danke also für deinen Post!!!
    Liebe Grüße
    Nina

    • Amalie loves Denmark
      27. Januar 2017 at 13:55

      Liebe Nina,

      hhhm, ich weiß ehrlich nicht mehr welche Gruppe es war. Ich sollte die Gruppe jedenfalls lieber wieder verlassen, das bin ich einfach nicht.
      Ich kann verstehen, wenn man ein Schnäppchen machen möchte, doch nicht, wenn man es auf Kosten von jemand anderem macht.

      Schön, dass Du hier liest und wir uns einig sind!

      Auf die Originale

      Amalie

  • Marie Theres
    27. Januar 2017 at 15:34

    Du sprichst mir mit deinem Beitrag aus dem Herzen. Ich kaufe auch nur Originale oder offizielle Replika (Vitra, etc). Natürlich kann man sich dann nicht alles sofort kaufen, aber dann gab es eben erst nach und nach die schönen Jacobsen- Stühle für den Esstisch und wurden für die Übergangszeit mit Flohmarktfunden gemixt.
    Zum Geburtstag gibt es dann halt ne ein Geschenk und dafür freut man sich umso mehr. Mir geht es auch so, dass ich die Möbel dann viel mehr wertschätze und auch nach Jahren noch Freude daran habe.
    Der kubus ist auch schon länger auf meiner Wunschliste- vielleicht im nächsten Jahr…
    Und da ich zum ersten Mal einen Kommentar hier lasse: Danke für deinen tollen Blog und die schönen Bücher, die ich so gerne immer wieder ansehe!